Der Apothekenmarkt ist im Umbruch und die Herausforderungen sind zahlreich. Dennoch hat die Apotheke vor Ort als eine feste Säule der wohnortnahen Gesundheitsversorgung einen enormen Vorsprung vor weiteren Marktteilnehmern.
Die liegt nicht zuletzt in ihrer Tradition: Die Vor-Ort-Apotheke zeichnet sich schon immer durch ihre Nähe zu den Menschen aus, durch ihre hohe Beratungsqualität und Leistungen. Sie punktet sogar durch „Same-Day-Delivery“. Dem Namen nach klingt das eher nach einer Stärke großer Player des Online-Versandhandels – ist es aber nicht. Apotheken liefern schon lange Medikamente noch am gleichen Tag an Kundinnen und Kunden aus.
Umso wichtiger ist dies auch mit Blick auf den demografischen Wandel. So sind es Apothekerinnen und Apotheker oder pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten, die auf die Symptome ihrer Kundinnen und Kunden eingehen und sie bei der Wahl des richtigen Arzneimittels unterstützen können. Medikamente sind meistens sofort verfügbar, durch den Notdienst auch rund um die Uhr. Falls jemand nicht in der Lage ist, selbst die Apotheke aufzusuchen, können Medikamente nach Hause geliefert werden. Laut ABDA planen über 50 Prozent der Apotheken im Zuge der Einführung des E-Rezepts ihre Botendienstleistungen weiter zu erweitern. Das ist insbesondere in Zeiten relevant, in denen die direkte Verfügbarkeit und persönliche Beratung wichtiger denn je sind.
Chancen der Digitalisierung für die Apotheken
Die meisten Patientinnen und Patienten in Deutschland wissen nicht, welch breites Leistungsspektrum die Apotheke vor Ort bietet. Der aktuelle Umbruch im Gesundheitswesen und die Digitalisierung liefern Vor-Ort-Apotheken eine gute Basis, um ihre fachliche Expertise mit menschlicher Nähe und digitaler Unterstützung auszuspielen und so bestmöglich ihren eigenen Vorsprung zu nutzen. Laut der jüngsten APOkix-Umfrage sehen sich Apotheken in Deutschland in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt. So bieten bereits 97 Prozent der Vor-Ort-Apotheken ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, online Produkte vorzubestellen und diese anschließend in der jeweiligen Apotheke vor Ort abzuholen. Immerhin 83 Prozent bieten eine Zustellung durch den apothekeneigenen Zustelldienst. Ein deutliches Plus an Servicequalität für die Kundinnen und Kunden von Apotheken.
Darüber hinaus ist die verpflichtende Einführung des E-Rezepts seit dem 1. Januar 2024 ein wichtiger Digitalisierungsschritt, der der Apotheke vor Ort eine nachhaltige Integration weiterer Umsatzquellen bietet. Und auch wenn die Einführung des E-Rezeptes mit einigen Stolpersteinen versehen war, so können vor allem die Apothekerinnen und Apotheker stolz darauf sein, wie sie diesen Kraftakt gestemmt haben. Denn eins ist klar, auch unter idealen Bedingungen bringt jede großflächige, systemische Änderung neue Herausforderungen mit sich.
Wichtig ist es, die Perspektive des Kunden einzunehmen. Wie wichtig das ist, zeigt die Einführung des E-Rezept-Einlösewegs über die eGK. Einfache Prozesse haben dazu geführt, dass sich das Einlösen von E-Rezepten mithilfe der eGK derzeit als die meistgenutzte Variante durchgesetzt hat. Diese Entwicklung verlief exponentiell. NOVENTI-Zahlen bestätigen das: Während zur Einführung des eGK-Einlöseweges erst ca. 120.000 E-Rezepte an NOVENTI zur Abrechnung übergeben worden sind, wurde bereits im November 2023 die Marke von einer Million abgerechneten E-Rezepten überschritten. Im Januar dieses Jahres hat NOVENTI mehr als 19 Millionen Rezepte zur Abrechnung erhalten, davon waren knapp 62 Prozent E-Rezepte – zum Vergleich: das sind über 4-mal so viele E-Rezepte wie im Monat Dezember zuvor (insgesamt 2.9 Millionen E-Rezepte).
Das neue CardLink-Verfahren setzt ebenfalls auf die eGK als Transportmedium für das E-Rezept – die Spezifikationen dazu hat die gematik vorgelegt. Mit dem Verfahren CardLink soll das Einlösen des E-Rezepts über das Smartphone möglich werden. Dieses Verfahren wurde vom Versandhandel gefordert. Dadurch können E-Rezepte vorab bearbeitet und die jeweiligen Arzneimittel vorbereitet werden. Die tatsächliche Akzeptanz des Verfahrens hängt allerdings von der konkreten Ausgestaltung ab. Derzeit erscheint das CardLink-Verfahren, wie zuletzt vom Bundesgesundheitsministerium und der gematik vorgestellt, jedoch noch nicht ausgereift und wirft hinsichtlich Sicherheit Fragen auf. Auch die ABDA hat darauf offiziell hingewiesen. Wir bei NOVENTI beschäftigen uns intensiv mit diesem Verfahren und sind vorbereitet. Wir unterstützen unsere Kundinnen und Kunden auch in puncto CardLink-Verfahren dabei, diesen Einlöseweg für das E-Rezept in den Apothekenalltag zu integrieren.
150 Millionen Euro für pharmazeutische Dienstleistungen
Die Bundesregierung hat im Jahr 2020 mit dem Inkrafttreten des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes den Weg für zusätzliche Betreuungsangebote – und damit ein ganz neues Geschäftsfeld – geebnet. Seitdem sind unter anderem Blutdruckmessungen, die erweiterte Beratung bei Polymedikation, Impfung oder die pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten in das Leistungsportfolio der Apotheke vor Ort eingezogen. Laut dem Nacht- und Notdienstfonds des Deutschen Apothekerverbands erbrachten im ersten Quartal 2023 rund ein Viertel der Apotheken diese so genannten pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Dies entspricht 1,3 Millionen von den durch die Krankenkassen jährlich bereitgestellten 150 Millionen Euro. Für die Apotheke vor Ort liegt hier ein enormes Potential.
Apotheken vor Ort in der digitalen Zukunft
Vor-Ort-Apotheken sind eine unverzichtbare Säule im Gesundheitswesen, weil sie die flächendeckende und wohnortnahe Gesundheitsversorgung gewährleisten. Sie sind schon immer ein Ort der persönlichen Beratung. Vor allem in aktuellen Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, einen zeitnahen Arzt-Termin zu bekommen, ist für viele die Vor-Ort-Apotheke die erste Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen. Der persönliche Kontakt ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal und ein enormer Wettbewerbsvorteil gegenüber Versandapotheken. Nicht zuletzt aus diesem Grund kristallisiert sich die gesellschaftliche Relevanz der Vor-Ort-Apotheke immer deutlicher heraus.
Wir sind uns sicher: Die Servicestärke der Apotheken wird sich im digitalen Zeitalter noch enorm steigern. Wichtig ist dabei immer, dies für die Patientinnen und Patienten erlebbar zu machen.
Mit modernen Warenwirtschaftssystemen wie PROKAS, das zu den führenden Warenwirtschaftssystemen in Deutschland zählt, lassen sich Angebote wie Click & Collect, Same-Day-Delivery, Online-Shops und die dazugehörige Shop-Bestellabwicklung oder betriebseigene Apps gut integrieren und miteinander verknüpfen. Mit PROKAS Endkontrolle Botendienst beispielsweise profitieren Apotheken durch Prozessoptimierung bei der Warenausgangskontrolle.
Wir als NOVENTI stehen Vor-Ort-Apotheken zur Seite und unterstützen sie mit individuellen Beratungsangeboten und Lösungen, um passgenaue und moderne Services zu etablieren, diese zeit- und ressourcenschonend zu realisieren oder bestehende Systeme zu erweitern. Wir beraten individuell, welches Angebot zu der jeweiligen Apotheke passt, so dass Vor-Ort-Apotheken auf Basis, der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen ihren Patientinnen und Patienten mit den Services begegnen können, die sie sich wünschen – heute und auch in Zukunft.
Mark Böhm, NOVENTI Vorstand Markt & IT